Deutsch
Mehr als 20 Menschen wurden am 15. Mai 2011 bei Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Demonstranten und der israelischen Armee getötet und insgesamt210 weitere verletzt. Die Palästinenser nennen diesen Tag der Gründung des Staates Israel den »Nakba-Tag« oder »Tag der Katastrophe« und erinnern damit an die Ausweisung und Flucht hunderttausender Palästinenser im Anschluss an die Ausrufung des Staates Israel 1948. Eine der größten Nakba-Demonstrationen fand in der Nähe des Flüchtlingscamps und Checkpoints Qalandiya statt, dem kontrollierten Hauptzugang von Israel ins Westjordanland. Bei den Demonstrationen im Gazastreifen, auf den Golanhöhen und in Marun ar-Ras im Süd-Libanon versuchten die Demonstranten die Sperrzonen zu überwinden und die Kontrollpunkte der israelischen Armee zu stürmen. Bis zu zehn Personen wurden allein im libanesischen Dorf Marun ar-Ras durch israelischen Beschuss getötet und zahlreiche weitere verletzt. Israels Premierminister Netanyahu sprach die Versuche an, Israels Grenzen zu Syrien, dem Libanon und dem Gazastreifen zu durchbrechen, und erklärte, dass »wir entschlossen sind, unsere Grenzen zu verteidigen«. Die Demonstranten des »Nakba-Tages« würden nicht, wie behauptet, für die Grenzen des Jahres 1967 kämpfen, sondern Israel das Existenzrecht absprechen. »Wir müssen verstehen, wem wir hier gegenüberstehen«, sagte er. Zuvor hatte Ismail Haniyeh, Premierminister des Hamas-kontrollierten Gazastreifens, den Aufruf der Gruppe für das Ende des Staates Israel wiederholt. An muslimische Betende in Gaza-Stadt gerichtet sagte er, dass die Palästinenser den Nakba-Tag »mit großer Hoffnung, das zionistische Projekt in Palästina zu beenden« gefüllt hätten. Israels Armeeführung hat nach den palästinensischen Massenprotesten an den Landesgrenzen Fehler eingestanden. Der israelische Rundfunk meldete am Montag, den 16. Mai, Generalstabschef Benny Ganz habe die Vorfälle an der Grenze zwischen Syrien und den von Israel besetzten Golanhöhen als »nicht gut« eingestuft. Er habe die zuständigen Truppen angewiesen, eine Untersuchung des Vorgehens am Nakba-Tag einzuleiten.
Elliott Sharp
Als jüdischer Sohn eines Holocaust-Überlebenden fühle ich mich angegriffen von den illegalen und unmoralischen Handlungen Israels, der ethnisch begründeten Vertreibung (den euphemistisch benannten »Überführungen«) in Gebieten, die entgegen dem internationalen Recht besetzt werden.
Herzl und Weizmann legten die Ziele eines Zionismus fest, gemäßigt von einer utopischen Vorstellung universeller Gerechtigkeit, die die arabischen Einwohner Palästinas miteinbezog. Es blieb nachfolgenden israelischen Regierungsangehörigen wie Ben-Gurion und Sharett überlassen, den Anspruch der Fairness Lügen zu strafen und die Vertreibungen der Araber mit Rationalisierungen zu rechtfertigen. Die Zeit des britischen Mandats war gekennzeichnet von zynischer Doppelzüngigkeit und Manipulation. Eine Pflichtlektüre über diese Periode und ihre aktuellen Auswirkungen ist »One Palestine Complete« des israelischen Historikers und Haaretz-Autors Tom Segev. Anstatt mit moderaten israelischen Arabern und Palästinensern zusammenzuarbeiten, verhafteten, unterdrückten und marginalisierten die Israelis sie, bis den Palästinensern nichts übrig blieb, als die islamischen Radikalen zu unterstützen und somit die Lage weiter zuzuspitzen.
Es wird solange keinen Frieden in Palästina geben, bis eine gerechte Zwei-Staaten-Lösung gefunden wird. Wie kann dies geschehen, bevor alle zu einer menschlichen Lösung bereit sind?
English
More than 20 people were killed and 210 others wounded during violent conflicts between Palestinian protesters and Israeli forces on May 15, 2011. ›Nakba Day‹ or ›day of catastrophe‹ is the name Palestinians give to the 1948 founding of the state of Israel, recalling the expulsion and flight of hundreds of thousands of Palestinians. One of the biggest Nakba demonstrations was held near Qalandiya refugee camp and checkpoint, the main guarded entry point into the West Bank from Israel. During the protests in the Gaza Strip, the Golan Heights and in Maroun al-Ras in South Lebanon, the protesters tried to break through the exclusion zones and attack the control points of the Israeli army. Up to ten people were killed and scores more injured by Israeli gunfire in the Lebanese village of Maroun al-Ras alone. Israeli prime minister Binyamin Netanyahu commented on the events of ›Nakba Day‹, particularly referring to attempts to infiltrate Israel’s borders with Syria, Lebanon and the Gaza Strip, saying ›we are determined to defend our borders‹. He said that the ›Nakba Day‹ protesters were not fighting for the 1967 borders as they claimed, but were denying Israel’s right to exist. ›We must understand who and what we are up against,‹ Netanyahu said. Earlier, Ismail Haniyeh, prime minister of Hamas-controlled Gaza, repeated the group’s call for the end of the state of Israel. Addressing Muslim worshippers in Gaza City, Haniyeh said Palestinians marked the Nakba ›with great hope of bringing to an end the Zionist project in Palestine‹. Israel’s army command has admitted mistakes in its handling of the Palestinian protests on the country’s borders. Israeli radio reported on Monday, May 16, that the Chief of General Staff Benny Ganz had rated the events at the border between Syria and the Israeli-occupied Golan Heights as ›not good‹. He has instructed the troops in charge to initiate an enquiry into their course of action on Nakba Day.
Elliott Sharp
As the Jewish son of a Holocaust survivor, I am offended by the illegal and immoral actions of Israel in practising the ethnically based displacements (the euphemistic ›transfers‹) in lands that they hold in violation of international law.
Herzl and Weizmann aimed to create a Zionism tempered by a utopian sense of universal justice which was inclusive of the Arab inhabitants of Palestine. It was left to later Israeli government officials such as Ben-Gurion and Sharett to give the lie to fairness and employ crass rationalisations for forcing the Arabs out. The British Mandate was a time of cynical double-dealing and manipulation. A must-read history of this period and its current results is ›One Palestine Complete‹ by Israeli historian and Haaretz writer Tom Segev. Rather than work with moderate Israeli Arabs and Palestinians, the Israelis arrested, suppressed, and marginalised them until there was nothing left for the Palestinians but to embrace the Islamic radicals, further inflaming the situation.
There will be no peace in Palestine until an equitable two-state solution is forged. How can this happen until all are willing to move toward a humane solution?
Quellen / sources: aljazeera.net justjournalism.com (Letzter Zugriff / last access: 09. 6. 2011)