Olaf Nicolai

Escalier du Chant

  1. Uraufführungen
  2. Samir Odeh-Tamimi Léxis
  3. Liza Lim 3 Angels
  4. James Saunders distribution study #9
  5. Georg Katzer Nichts! Nitschewo!
  6. Elliott Sharp Judgement

Elliot Sharp Judgement

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[English]

Während kommunale Angestellte im Nordosten der USA ackerten, um die Schäden von Orkan Irene zu beseitigen, arbeitete die Abgeordnete Michele Bachmann an ihrer eigenen Schadensbegrenzung, nachdem sie bei einer Veranstaltung in Florida angedeutet hatte, die jüngsten Naturkatastrophen seien Gottes Weg gewesen, eine Botschaft an Washington zu richten.
»Ich weiß nicht, was Gott noch tun muss, um die Aufmerksamkeit der Politiker zu bekommen«, sagte sie einer Gruppe vorwiegend älterer Bewohner von Floridas Golfküste am Sonntag in Bezug auf die Notwendigkeit von Ausgabenkürzungen. »Es gab ein Erdbeben; es gab einen Hurrikan. Er sagte ›Werdet ihr mir jetzt zuhören? Hört dem amerikanischen Volk zu, denn jetzt brüllt das amerikanische Volk.‹«
Bachmanns Kommentare kamen weniger als eine Woche nachdem ein Erdbeben der Stärke 5,8 einen großen Teil der Ostküste, unter anderem Washington und New York, erschüttert hatte – Gebiete, die sich nur wenige Tage später für den Orkan wappnen mussten. Irene, zugleich Hurrikan und Tropensturm, kappte den Strom von über einer Million Menschen und hinterließ fast 30 Tote. Als ein Reporter sie zu ihren Bemerkungen befragte, konnte Frau Bachmann kaum schnell genug ihre Intentionen herunterspielen. »Unsere Herzen und Gebete sind bei den Familien der Opfer. Dies ist nichts, was wir leicht nehmen. Meine Kommentare waren nicht dazu gedacht, leicht genommen zu werden. Ich habe in einem humorvollen Stil gesagt, dass es Dinge gibt, auf die Politiker aufmerksam werden müssen. Es gibt nicht jeden Tag ein Erdbeben in den USA.«
Bachmann, die ihren Floridabesuch aufgrund des Sturms um einen Tag verlängern musste, wiederholte in einem kubanisch-amerikanischen Restaurant in Miami am Montag, sie habe nicht beabsichtigt, dass ihre Bemerkung ernst genommen werde. »Natürlich wäre es absurd und lächerlich zu denken, dass das die Absicht meines Kommentars sei. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Mensch bin, der Humor liebt. Ich habe einen großartigen Sinn für Humor. Ich glaube, es ist wichtig, seinen Humor auch manchmal zur Schau zu stellen, wenn man mit Menschen redet.«

Statement

Im heutigen Amerika arbeitet die christliche Rechte Hand in Hand mit der »Tea Party«, um Themen zu verschleiern, die Bevölkerung zu spalten, Ignoranz zu fördern und die reproduktiven Rechte der Frauen anzugreifen. Sie dienen als vorderste Propagandisten in einem Klassenkampf, in dem die Ultrareichen und die breite Masse gegeneinander ausge­spielt werden. In einer wunderbar Orwell­schen Wende treiben die »teahadists« die Interessen des »Club For Growth« der Koch-Brüder und Dick Armeys Organisation »FreedomWorks« voran und sind erstaunlich er­­folg­reich darin, Amerikaner dazu zu bringen, gegen ihr eigenes Interesse zu wählen. Politiker und religiöse Anführer wie Michele Bachmann, Pat Robertson und John Hagee sind schnell dabei, wenn es darum geht, die Sünden und Verstöße dessen, was sie als die säkulare, liberale, sozialistische und intellek­tuelle Elite ansehen, für die natürlichen Katastrophen wie das kürzliche Erdbeben am 23. 8. 2011 oder den Orkan Irene verant­wort­lich zu machen. Laut ihrer giftigen Rhetorik straft Gott Amerika für seine bösen Taten, darunter die gleichgeschlechtliche Ehe, Ge­bur­tenkontrolle und Sexualaufklärung, Ab­trei­bung, allgemeines Wahlrecht, Besteuerung zur Finanzierung staatlicher Dienstleis­tungen oder die Trennung von Kirche und Staat. Wenn auf diese Aussagen hingewiesen wird, werden sie häufig als »Humor« abgetan. Ein perfektes Zitat, das dem Autor Sinclair Lewis zugeschrieben wird, fasst die Richtung des gegenwärtigen Trends zusammen: »Wenn der Faschismus nach Amerika kommt, wird er in die Fahne gehüllt sein und das Kreuz tragen.«

Quellen / sources:
nytimes.com
ibtimes.com
(Letzter Zugriff / last access: 12. 9. 2011)