Deutsch
Warum hat die »Occupy Wall Street«-Bewegung Erfolg, während andere basis- und selbstorganisierte, auf Crowdsourcing beruhende, aufstrebende, offen gemeinschaftliche Proteste dieses Jahr keinen großen Anklang fanden? Das Thema ist faszinierend, denn es geht darum, die Grundzutaten für ein funktionsfähiges, offen gemeinschaftliches Projekt herauszufinden und zu -destillieren.
Es hat andere selbstorganisierte Proteste gegeben, wie »Reclaim the American Dream« und »The Other 98%«, eine amerikanische Version von »Britain Uncut«, aus denen dieses Jahr nichts wurde. Warum?
Andrew Boyd, einer der Organisatoren von »The Other 98%«, nannte die folgenden Gründe für den Erfolg von »Occupy«:
»1. Bei der Frage, was funktioniert, scheint der Zufall eine Rolle zu spielen. Man muss immer wieder verschiedene Sachen ausprobieren, bis etwas klappt. Abgesehen davon wurde sicherlich ein Nerv getroffen.
2. Die Taktik des Besetzens: seine Dauerhaftigkeit. Wir gehen nicht, wir halten durch. Die persönliche Hingabe und Entschlossenheit der Menschen, die das draußen durchziehen, erzeugen eine menschliche Geschichte und ein Drama sowie einen Beweis persönlicher Hingabe, die etwas ausmacht, egal ob andere Menschen sie für ›dreckige Hippies‹ halten oder nicht. Es erzeugt auch ein dramatisches Narrativ. Werden die Polizisten das Lager räumen? Werden die Besetzer das Wetter aushalten?
3. Die fehlenden Forderungen: funktionell genial, wenn auch strategisch nicht so beabsichtigt. Das macht OWS zu einem offenen Ort, wo jeder seinen Unmut, seine Wut, Sehnsüchte und Träume hinbringen kann. Und es positioniert OWS in der Schublade ›richtig oder falsch‹ statt ›politisches Kalkül‹. Es fühlt sich nicht kalkuliert an.«
Was hier fasziniert, ist, dass der physische Raum dem Protest eine sehr wichtige Dimension gibt. Ein gemeinsamer Ort, leicht zu erreichen, wo wir sein können, uns austauschen und unterhalten können, an dem sich Energie sammeln kann.
James Saunders
Unter Verwendung des Modells dezentralisierter und selbstorganisierter Netzwerke funktioniert »distribution study« als Komposition für persönliche, verteilte Aufführungen. Die Umsetzungen des Stückes, aufgeführt in der Pinakothek der Moderne in München während des Jahres 2011, katalysieren die Entstehung eines Verteilernetzwerks der Partitur. Individuell nummerierte Kopien der Partitur werden den Besuchern frei zugänglich gemacht, die sie wiederum an Empfänger weitergeben können, die bereit sind, dasselbe zu tun. Dieser Austausch wird durch eine Website kartiert, die zeigt, wie zwischenmenschliche Kommunikations-netzwerke die Ausbreitung von Information formen können.
English
Why does the ›Occupy Wall Street‹ movement seem to succeed when other bottom-up self-organizing, crowd-sourced, emergent openly collaborative protests this year didn’t take off? It’s a fascinating topic as the goal is to figure out and distil the basic ingredients that go into making an openly collaborative project work.
There have been other self-organizing protests like ›Reclaim the American Dream‹, ›The Other 98%‹, an American version of ›Britain Uncut‹ that didn’t take off this year. Why?
Andrew Boyd, who was one of the organizers of the ›Other 98%‹, had these reasons about why ›Occupy‹ worked:
›1. There’s a little bit of randomness to what works. You have to just keep throwing things against the wall until something sticks. That said, there were clearly nerves to strike.
2. The tactic of occupation: The permanence of it. We’re not going to leave, we’re going to stick it out. The personal commitment and determination of people on the ground to see that through create a human story and drama and a demonstration of personal commitment that matters, regardless of whether people think they’re »dirty hippies.« And it creates a dramatic narrative, too. Will the cops kick them out? Will they outlast the weather?
3. The lack of demands: Functionally it’s genius, even if it wasn’t strategically intentional. This makes OWS an open space that everyone can bring their resentments, anger, longings, and dreams, to. It also puts OWS in the »right vs. wrong box,« instead of in the »political calculation« box. It doesn’t feel calculated.‹
What is intriguing here is that the physical space adds a very important dimension to the protest. A common space that is easy to get to where we can be and intermingle and have conversations and allows for energy to brew.
James Saunders
Taking the model of a decentralized and self-organising network, »distribution study« operates as a composition made for personal, distributed performance. Realisations of the piece performed at the Pinakothek der Moderne in Munich during 2011 catalyse an emergent score distribution network. Individually numbered copies of the score are made freely available to visitors, who may distribute them to willing recipients, who may in turn do the same. These exchanges are mapped via a website, showing the way in which interpersonal communication networks can shape the dissemination of information.
Quellen / sources:
opencollaboration.wordpress.com
blog.constitutioncenter.org
(Letzter Zugriff / last access: 02. 12. 2011)